Objekt des Monats März 2025
Teekanne mit Rohrhenkel der Serie „Haarlem“ von Ursula Fesca, Wächtersbach
Entwurf: 1932 (Ursula Fesca)
Maße: H: 18 cm, B (Ø Kugelkorpus): 16 cm, L: 23 cm
Material: Steingut, heller Scherben
Technik: gegossen, angarniert, zweifarbig glasiert: blassgelb/créme u. schwarz
Ankauf durch unseren Förderverein im Februar 2025 als Teil eines gesamten Service
Eine Teekanne mit Rohrhenkel? Allerdings nicht die populäre und von uns gern gezeigte Form 1115 von Hedwig Bollhagen. Hinter der Teekanne des Monats März steckt die Biografie einer Frau, die sich dem Gestalten für die keramische industrielle Serie während der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert widmete und diese prägte. Ursula Fesca war tätig in den Steingutfabriken Velten-Vordamm, Elsterwerda und Wächtersbach. Mit letzterem wird ihr Schaffen wohl am stärksten in Verbindung gebracht.
Fesca interpretierte die intellektuellen und künstlerischen Strömungen der Moderne in Form und Dekor eigenständig. Dazu gehörten auch die Ideen von Bauhaus und Deutschem Werkbund, welche Hermann Harkort als Leiter von Velten-Vordamm für die keramische Industrie vorantrieb, oder konstruktivistische Ansätze. Sie hat die Stilistiken der Zeit nicht nur übernommen, sondern den Eindruck dessen, was man aus der Vogelperspektive pauschal als „Bauhaus-Ästhetik“ in der Keramik bezeichnen möchte, durch ihr Gestalten mit definiert.
Die Teekanne der Serie „Haarlem“ schuf sie 1932, also in ihrer Anfangszeit in der Steingutfabrik Wächtersbach. Die schlichte und funktionale Form lässt sich zurückführen auf die Kugel, an der stirnseitig der Ausgießer sitzt. Zentrum und damit Einfüllöffnung sind auf der Kugeloberfläche um wenige Grad nach hinten verschoben. Dem folgt auch der Henkel, welcher in der Höhe versetzt angebracht ist und so den Schwerpunkt insgesamt nach hinten verlagert. Die Handhabung der Kanne gestaltet sich damit ergonomischer.
Fesca absolvierte 1924 in Velten in Harkorts Betrieb ein Praktikum, bevor sie von 1925 – 1928 im Werk Vordamm als künstlerische Leiterin die Formen und Dekore modernisierte. Es folgten die Etappe als Gestalterin in Elsterwerda und ab 1932 die Tätigkeit bei Wächtersbach. Velten und Vordamm/Drezdenko als Wegkreuzungen für wichtige Künstler und Keramiker der Zeit haben ihr zukünftiges Schaffen beeinflusst. Vor 125 Jahren im März wurde Fesca im südbrandenburgischen Hohenbucko geboren.
Mit unserem Objekt des Monats sagen wir: Herzlichen Glückwunsch Ursula Fesca!