Teile eines Mokka-Services Entwurf Elisabeth Kliszak
Steingutfabrik Elsterwerda, frühe 1960er Jahre
Maße
Mokkakanne mit Deckel H 24 cm Ø 6,5 cm
Mokkatasse 7 cm Ø 5 cm
Untertasse 1,5 cm Ø 11,5
Sahnekännchen 11 cm Ø 5,5 cm
Ankauf durch unseren Förderverein im März 2024
Unser aktuelles Objekt des Monats August 2024 überrascht nicht nur durch seine außergewöhnliche Form. Die Teile des Mokka-Services MONA, entstanden in der Steingutfabrik Elsterwerda und entworfen von Elisabeth Kliszak, öffnen zugleich ein Fenster zur Geschichte der industriellen Formgestaltung für keramische Serienproduktion in den frühen 1960er Jahren innerhalb der Planwirtschaft der volkseigenen Betriebe in der DDR.
Die Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Keramik trieb die Verschlankung der eigenen Formen- und Dekorpalette in den ihr unterstellten Betrieben voran mit dem Ziel, sich zu konzentrieren auf höhere Produktionszahlen und anspruchsvolle – technisch wie ästhetisch – Keramik für den täglichen Gebrauch. Der Formgestalter Erich Müller konstatiert 1962 in der Zeitschrift form + zweck, dass die Betriebe des VVB Keramik, darunter auch das Steingutwerk Elsterwerda, „Pionierarbeit geleistet und sich vom Schwülstigen, Mehr-sein-wollen losgesagt“ und zweckdienliche Gebrauchsformen mit zurückhaltenden Dekoren geschaffen hätten. Dazu gehörte auch, dass weggefallene Modelle durch neue Entwürfe ersetzt wurden. Dieser Formentwurf für ein Mokka-Service von Elisabeth Kliszak sollte in eben diesem Kontext verstanden werden.
Der VEB Steingutwerk Elsterwerda wurde von 1948 bis 1974 in künstlerischer und technischer Hinsicht von Erich Krause, einem Keramikingenieur, geleitet. Für das modern anmutende Gebrauchsgeschirr aus Elsterwerda zeichneten nach dem 2. Weltkrieg unter anderem Mitarbeiter wie Arno Röger (1950-1956) und Elisabeth Kliszak (1955-1960) verantwortlich. Viele der dokumentierten Formentwürfe von Elisabeth Kliszak (geb. Junk) zeichnen sich aus durch eine Geradlinigkeit, oft gerade Gefäßwände oder Zylinder sowie eine leicht konische Grundform. Diese formale Sachlichkeit trifft auch zu auf dieses Mokka-Service mit dem Seriennamen MONA.
Allerdings bricht die deutliche Verengung wenige Zentimeter unterhalb der Kannenöffnung mit diesem Prinzip ebenso wie der kurze, kaum zwei Finger breite, recht unpraktische Griff am Deckel. Beide ergänzen die Grundform um eine markante dekorative, ja witzige Note. Im Grundtenor ähnliche Formentwürfe von Elisabeth Kliszak sind in der Zeitschrift form + zweck auch vom VEB Haldensleben dokumentiert.
Auch vor dem Hintergrund von Walter Ulbrichts scharfer Kritik an Hedwig Bollhagens Mokkaservice 558, formal aus einer Zylinderform gebaut, und der sogenannten Formalismusdebatte ist dieses Service wie viele VEB-Serienformen von damals interessant, zeigen sie doch, wie funktionale, im Prinzip formalistische Keramikentwürfe in industriellen Steingutserien sich offenbar als Antwort in der geforderten planvollen Suche nach neuen technischen und ästhetischen Standards durchsetzten.
Die planwirtschaftliche Formgestaltung im Bereich der Keramik der DDR ist ein Thema, das uns auch zukünftig beschäftigen wird. Für die Hilfe bei der Recherche zum Service MONA möchten wir uns bedanken bei: Arbeitsgemeinschaft Heimatkunde e.V. Bad Liebenwerda, Hubert Kittel und Richard Anger.