Objekt des Monats Juni und Juli 2024

Kerzenhalter von Christian Richter »FRIEDEN«

Maße: Ø oben 9,5 cm Ø unten 8,5 cm H 12,5 cm
dunkelbrauner Scherben, frei gedreht, aus zwei Teilen montiert
Ritztechnik, beigefarbene Glasur

Ankauf durch unseren Förderverein im März 2024

Dieser Kerzenhalter des Keramikers Christian Richter (1935 – 2014) zeichnet sich aus zum einen durch die technisch an sich schlichte, zweifelsohne aber detaillierte und aufwendige, Oberflächengestaltung. Zum anderen durch das markante Schriftband mit dem Wort FRIEDEN in mehreren Sprachen, das sich um den konischen Korpus legt und die fast durchgehende Ritzschraffur durchbricht. Hier spiegelt sich sowohl Richters Interesse an raffinierten keramischen Oberflächen als auch sein Blick auf die Welt. Als engagierter Christ trat Richter in der DDR kritisch ein für Frieden und soziale Gerechtigkeit.

Der Leuchter stammt aus einem Konvolut von Christian Richter-Keramiken aus dem Haushalt des vor wenigen Jahren verstorbenen Müncheberger Pfarrers Hubert Müller und seiner Frau. Die Gegenstände darin waren auch durchweg im Gebrauch. So zeigen die vielen Kerzen- und Altarleuchter Wachsspuren der Kerzen. Am Rand des Leuchtertellers, welcher die Kerze hält und das schmelzende Wachs auffängt, setzt sich die Ritzschraffur außen fort. Innen ist er beigefarben glasiert. Dieselbe Glasur, aufgetragen und wieder abgewischt, liegt auch in den feinen Vertiefungen des Ritzdekors, wodurch ein grafisch wirkungsvoller Kontrast entsteht.

 

Richter erlernte das Töpferhandwerk in Dornburg an der Saale bei Heiner-Hans Körting, einem der renommiertesten Keramiker der DDR. Die Gesellenprüfung legte er in Bürgel ab. Auch nach Velten führte ihn sein Weg. Anfang der 1960er Jahre arbeitete in der Töpferei Grothe in der Luisenstraße, wo er aber nicht lange blieb, wohl nach einem Streit eines Tages aufstand und zu Fuß nach Marwitz ging in Werkstätten Hedwig Bollhagens, wo er seinen Meistertitel erlangte, bevor er in Berlin eine eigene Werkstatt gründete.

Richter töpferte zahlreiche Gebrauchsgegenstände mit ganz unterschiedlichen Oberflächen, die sich gut verkauften. Das vom Förderverein erworbenen Konvolut ergänzt die Sammlung des Museums zur ostdeutschen Keramik und spiegelt die Vielfalt der Oberflächen – bemalte und glasierte Dekore ebenso wie Engoben, Schlicker- und Ritzdekore - seiner Keramiken, die eine schnörkellose, direkte Formgebung für den Gebrauch besitzen und gelegentlich auch mit einer Botschaft beschriftet sind.