Objekt des Monats Februar 2021

Lampenfuss
Steingutfabriken Velten-Vordamm (Werk Velten), zwischen 1924 und 1927
Dekor: Elisabeth „Else“ Dörr
Maße: H 20 cm | Ø oben 4,5 cm | Ø unten 13 cm

Steingut, heller Scherben, frei gedreht, Fayence, handbemalt
Inventar-Nr. 006/2735

Ankauf durch den Förderverein von Udo Harkort im Dezember 2020

Während Sie an unseren leider geschlossenen Toren momentan keinen Zutritt zu unseren Museen finden, arbeiten wir fleißig daran, unser Museumsareal weiter für unsere Besucher zu gestalten. Ich für meinen Teil fühle mich gerade wie ein kleiner Entdecker, denn ich inventarisiere Objekte der Keramiksammlung. Mit jeder neuen Kiste eröffnen sich neue Eindrücke, freue ich mich über angekaufte und durch Schenkungen zu uns gekommene schöne Objekte.  

Manchmal kann es passieren, dass man erst einmal überlegen muss, was genau denn eine Keramik ist bzw. welchem Zweck das Stück wohl diente. So ist es auch mit dem Objekt, das wir Ihnen diesen Monat vorstellen.

Wirkt es doch im ersten Moment wie eine dickbauchige Vase. Doch fehlt ihr der Boden. Ein kleines Loch ist auch noch am unteren Rand eingearbeitet. Die obere Öffnung ist porös und korrodiert. Das alles scheint zunächst sehr merkwürdig.

Objekt und die mit feinem Pinselstrich ausgeführte Bemalung mit Bäumen und chinesischen Figuren – Rikscha-Mann, Wasserträger und Hirte mit dem Kegelhut aus Stroh, der Kopfbedeckungen, die man mit vietnamesischen oder chinesischen Reisbauern assoziiert, entstanden in den 1920er Jahren. Elisabeth Dörr war zwischen 1924 und 1927 im Veltener Werk der Steingutfabriken Velten-Vordamm tätig, lieferte diesen Dekorentwurf und führte ihn sehr wahrscheinlich auch selbst aus. Die Pinselmarke im Inneren weist darauf hin. Teile eines Mokkageschirrs von ihr, welches aus der Schenkung von Manfred Zepf stammt, stellten wir Ihnen im Mai 2020 vor.

Das Objekt dieses Monats stammt aus einem Ankauf von Herrn Udo Harkort. Er ist der Enkel des Ingenieurs Dr. Hermann Harkort, der 1908 die Leitung der Steingutfabrik Vordamm übernahm und noch vor dem 1.Weltkrieg das Zweitwerk in Velten gründete. Ihm war sehr an der freundlichen Gestaltung der häuslichen Umgebung gelegen, an der „Beseelung des Alltäglichen“, wie es ein Musterbuch von 1923 verspricht. In eben diesem Zusammenhang ist auch unser zunächst rätselhaftes Objekt zu sehen.

Es erfüllte neben der sehr ästhetischen Formgebung und Gestaltung einen wirklich praktischen Zweck für den Haushalt: Es ist ein Lampenfuss! In der oberen, jetzt rostigen Öffnung war die Lampenfassung befestigt und das kleine Loch unten diente der Kabelführung. Wie wohl der Lampenschirm dazu aussah – darüber kann man nur rätseln.

Gern können wir uns darüber unterhalten, wenn ich Sie wieder an unserem Besuchertresen begrüßen darf. Bis dahin bleiben Sie bitte gesund!

Ihre Museumsmitarbeiterin Kathrin Herbst

Kathrin Herbst