Objekt des Monats Juni 2020
Konische Blumenvase mit Ritzdekor in dunkelbrauner Mangansinterengobe
Hedwig Bollhagen Werkstätten Marwitz
Form und Dekor: Hedwig Bollhagen
vmtl. Einzel- oder Musterstück 1950er – 1960er Jahre
Maße: Ø oben 6 cm | Ø unten 8,5 cm | H 16 cm
Steingut | heller Scherben | frei gedreht
Ritzdekor| Engobe und Glasur
Ankauf durch unseren Förderverein im Mai 2020
In ihrer Schlichtheit akzentuieren die Streifen des Ritzdekors die schlanke Form dieser Vase. Der nach oben sich verjüngende Zylinder schließt oben an der Öffnung ab mit einem sehr schmalen, leicht nach außen gewölbten Rand. Die Wirkung von Form und Dekor ist aber alles andere als seelenlos formalistisch. Ganz im Gegenteil: Die verwendete Technik des Ritzens – das so genannte Sgraffitodekor – lässt die mühsame Handwerkstechnik und Fingerfertigkeit erkennen, verlaufen doch die Linien und Streifen nicht hundertprozentig scharfkantig und parallel. Diesem Ritzdekor wohnt eine eigene Musik inne.
Der Wechsel von zarten, haarfeinen Linien mit breiteren Streifen erzeugt beinahe eine optische Täuschung, in der sich der aufmerksame Betrachter verlieren möchte. Alternieren hier Streifen mit Linien? Oder wird die Vase von breiten, unterschiedlich langen Bändern überzogen? Der Gesamteindruck ist unaufdringlich. Man kann sich vorstellen, wie die Vase selbst dann zurücktritt hinter die Farbigkeit der sommerlichen Blütenvielfalt.
Die dunkelbraune, manchmal fast schwarze Engobe mit der Ritzzeichnung, die den darunterliegenden hellen Scherben freilegt ist markant für die 1950er und 1960er Jahre. Am bekanntesten ist das Ritzpunktdekor in dieser Technik. Sie wurde aber insbesondere auch verwendet für Vasen, was auch in der Ausstellung im Hedwig Bollhagen Museum an Einzelstücken aus dieser Zeit deutlich wird.