Objekte des Monats Februar 2020
Fußschalen
HB-Werkstätten für Keramik, Marwitz
Maße: H 6 cm, Ø 16 cm
Steingut, gegossen
Ritzdekor, schwarze Engobe, transparent glasiert
Formentwurf: 1985
Ankauf durch unseren Förderverein im Oktober 2019
Die zwei sehr wahrscheinlich in den 1980er Jahren entstandenen, knapp handhohen Fußschalen bestechen durch ihre raffinierten, streng geometrischen Ritzdekore. Die Kontrastwirkung der schwarz-weißen Ausführung lenkt den Blick auf die dezent in Engobe geritzten Details, ohne jedoch diese Technik der Oberflächengestaltung gesondert in den Vordergrund zu rücken. So entsteht ein Zusammenspiel von Linie und Fläche, welches die Gestalt der Fußschale elegant ergänzt. Wer genau hinschaut erkennt, wie eine Engobe-Linie am Bruch zur nächsten Fläche zu einer geritzten Linie wird.
Technisch sehr präzise in der Kreisform angeordnet und auf den Mittelpunkt konzentriert, wechseln sich in Engobe aufgetragene Segmente ab mit den geritzten Pfaden, die ebenso wie die frei gelassenen Flächen den Blick auf den hellen, gleichmäßigen und fast weißen Scherben freigeben. Sie unterstreichen so den Charakter des Werkstoffs Ton und erinnern daran, dass für Hedwig Bollhagen die nicht dekorierte, quasi nackte Form an sich eine besondere Faszination besaß.
Die aus zwei Teilen bestehende Schale mit der Formnummer 612 spricht die sachlich reduzierte Formensprache der 1980er Jahre, die hier ihre Verwandtschaft zu den modernen Formen der 1920er bis 1930er zeigt. Grundlage ist allerdings eine flache Schale (Nummer 197), die Hedwig Bollhagen 1962 entwickelte und die im Eindrehverfahren hergestellt wurde. Sie wirken – auch unterstrichen durch das geometrische, zweifarbig strenge Dekor – aber kantiger und klarer als andere Fußschalen aus den Werkstätten in Marwitz.