Objekt des Monats April 2025
Eckkacheln eines Kamins nach einem Entwurf von Otto Schnitzer
Richard Blumenfeld AG, Velten
1920er Jahre
Maße: H 24 cm, B 21 cm, T 10 cm
Material: roter, schamottierter Scherben
Technik: zweifarbig glasiert: weiß und hellblau
Ankauf durch unseren Förderverein im März 2025
Die zwei Eckkacheln stammen aus einem fast vollständigen Kamin, den der Förderverein vor kurzem erwerben konnte. Sie sind Zeugnis für die Kunstfertigkeit in der Kachelherstellung der Epoche, die ästhetischen Vorstellungen des Art déco ebenso wie die Zusammenarbeit der Richard Blumenfeld AG mit Architekten und Bildhauern. Die Gestaltung der Kacheln mit einer Vielzahl einzelner Motive zu einem Thema deutet im Zusammenspiel eine Erzählung an. Der aufgebaute Kamin lädt so zum aufmerksameren Betrachten ein. Welche Geschichtenidee steckt wohl hinter diesen Kacheln? Ein Sommerausflug möglicherweise. Andere Kacheln des Kamins tragen stärker abstrahierte Motive, Muster und Linien, die sich über mehrere Kacheln ziehen und diese so optisch verbinden – etwa stilisierte Sonnen.
Die Ausführung der Kachelmotive als erhabene, plastische Reliefs auf dem Kachelblatt, welche vor allem aus den Grundlinien und Umrissen bestehen, findet sich unter anderem auch bei dem Kinderzimmerofen von Richard Mutz aus den späten 1920er Jahren in der Ausstellung im Ofen- und Keramikmuseum sowie bei einigen Baukeramiken in der Heilstätte Grabowsee. Wenige Linien genügen hier, um z.B. das Segelboot im Winde darzustellen. Die kontrastreiche Farbwahl unterstützt diese Ästhetik.
Aufbau und Kachelgestaltung dieses Kamins sind dem äußerst ähnlich, welchen der Bildhauer Otto Schnitzer 1923/1924 für das Haus Sternberg in Berlin Dahlem entwarf, heute die Residenz des dänischen Botschafters. Allerdings ist der Kamin in dem nach Entwürfen des Architekten Hermann Karpenstein 1923-1926 erbauten Gebäude in seiner Glasur feiner, detaillierter gestaltet: Pastellige Blautöne liegen wie leichte, schraffierte Schatten zwischen den Reliefmotiven auf der cremefarbenen Grundglasur. Die Kaminkacheln und damit der Kamin in der Sammlung des Museums waren also wahrscheinlich Teil einer Serienfertigung nach dem Vorbild des von Schnitzer entworfenen und ebenfalls von Blumenfeld ausgeführten Originals.