Objekt des Monats Oktober
Saftkrug und 4 Becher
Saftservice der Hedwig Bollhagen Werkstätten Marwitz
Form-Nummer 560 | Entwurf: Hedwig Bollhagen, 1956
Steingut
gegossen, glasiert und geritzt, Henkel angarniert
Maße
Krug: H 23 cm ⌀ 9,5 cm | Becher: H 8,5 cm ⌀ 5 cm/6,5 cm
Schenkung von Sabine Fuchs (Halle/Saale) im September 2020
Becher und Saftkrug zeichnen sich aus durch eine schlichte, praktische Eleganz. Es sind Details in der Formgestaltung, welche diese Objekte zweifelsfrei als Gebrauchsgeschirr identifizieren. Die zylindrische Grundform wurde leicht abgewandelt zu einem konischen Korpus. Dabei sind Krug und Becher in entgegengesetzter Richtung verjüngt, was einerseits der jeweiligen Funktion dient, andererseits aber auch eine formale Symmetrie zwischen den Objekten erzeugt. Das Dekor verleiht mit der sehr regelmäßigen Anordnung der von Hand geritzten Punkte dem Service, welches durch ein Tablett komplettiert würde, eine gewisse Strenge. Dies zeugt aber auch vom handwerklichen Können der Malerin bzw. Ritzerin. Beide Tätigkeiten wurden in der Regel von derselben Person ausgeführt.
Zusätzlich zur Gießmarke „HB“ am Boden der Gefäße findet sich auf den Bechern die geritzte Malerinnen-Nummer 2. Dahinter verbarg sich Magdalena Glaubitz, die nach dem Krieg als junges Mädchen ungelernt in den HB Werkstätten anfing und sich als langjährige, verlässliche Mitarbeiterin der Malabteilung etabliert. Sie erzählt auch von der Mühsal des Ritzens der Punkte. Denn zwischen Daumen und Zeigefinger wird das Ritzwerkzeug gedreht, was im Lauf eines langen Arbeitstages sehr anstrengend und schmerzhaft werden kann.
Die dunkelbraune, manchmal fast schwarze Engobe mit der Ritzzeichnung, die den darunterliegenden hellen Scherben freilegt ist markant für die 1950er und 1960er Jahre. Das Ritzpunktdekor ist die bekannteste Variante eines Sgraffitodekors bei Hedwig Bollhagen. Die Ausstellung im Hedwig Bollhagen Museum zeigt Vasen als Beispiele dafür, typische Einzelstücke aus dieser Zeit.