Objekte des Monats Juli/August 2023

Dreiteiliges Gedeck: Tasse, Untertasse, Gebäckteller und
Deckeldose mit rechteckiger Grundfläche der
Haël-Werkstätten für künstlerische Keramik

Ton, rötlicher Scherben | gegossen, eingedreht | Spritzglasur grün

Maße
Tasse: Ø 10,5 cm | H 6 cm
Untertasse: Ø 14 cm | H 1,5 cm
Gebäckteller: Ø 19 cm | H 1 cm
Deckeldose: B 11,5 cm | T 7 cm | H 5 cm

Gedeck: Ankauf durch den Förderverein Ofen- und Keramikmuseen, 2006
Deckeldose: Schenkung von Manfred Zepf, Stuttgart, 2020

Gedeck ebenso wie Dose stechen ins Auge durch ihre auffällige, geometrisch strenge Form und die im Gegensatz dazu zurückhaltend zweifarbige Glasurgestaltung. Insbesondere der Scheibenhenkel der Tasse, zusammengesetzt aus zwei Kreisformen, und der spitz zulaufende, an den Rand versetzte dreieckige Dosen-„knauf“ verleihen diesen Keramiken ihre charakteristischen Züge und weisen eine stilistische Verwandtschaft mit dem Art Déco auf.

Die am 10. August 1899 geborene Keramikdesignerin und Malerin Margarete Heymann-Loebenstein hatte sechs Monate am Bauhaus verbracht und setzte sich in der Arbeit in ihrem renommierten mittelständischen Betrieb mit Kunst und Formgestaltung der 1920er Jahre auseinander. Unsere Objekte des Monats sind ein solches Beispiel für Keramikdesign der 1920er Jahre, das über die schlichte Gebrauchsform hinaus einerseits Ansprüche des Bauhauses hinsichtlich Kunsthandwerk im industriellen Kontext aufgriff und andererseits sich auf zeitgenössische Kunstströmungen der so genannten „Goldenen Zwanziger“ bezog. 

Die Haël-Werkstätten in Marwitz unter der künstlerischen Leitung von Margarete Heymann-Loebenstein produzierten von 1923 bis 1933 erfolgreich Irdenware sowie handbemaltes oder glasiertes Steingut. Nicht zuletzt mit effektvollen, ein- oder zweifarbigen Glasuren auf präzise geometrisch konstruierten Formen erreichten die Werkstätten eine nationale und internationale Käuferschaft. Die Dose und die Gedeckteile mit ihrem graugrünen Grundton und den hellroten Akzenten des durchscheinenden Scherbens sind für diese Gestaltung ohne Bemalung ein herausragendes Beispiel.   

Die Gründung der Haël-Werkstätten liegt genau 100 Jahre zurück. Deshalb gewähren wir im August zu ihrem Geburtstag mit einer Schaufenster-Ausstellung Einblick in die wachsende, vereinseigene Sammlung einmaliger Haël-Keramiken. Gleichzeitig wollen wir damit Ihre Neugierde wecken auf das, was wir bald im zweiten Obergeschoss an Gebrauchskeramiken des frühen 20. Jahrhunderts zeigen.