Objekt des Monats April 2024

Kugelvase mit mattgrüner Engobe und Ritztechnik
von Ulli Wittich-Großkurth

vermutl. 1960er Jahre

Maße: Ø 12 cm H 8 cm

ockergelber Scherben, grüne, schwarze und weiße Engobe, Ritzdekor

handgedreht

Teil einer Schenkung von Keramiken von unserem Mitglied Frank Warmuth an den Förderverein Ofen- und Keramikmuseen Velten e.V. Ende Januar 2024

Wofür sind denn die Henkel? Sie passen doch so gar nicht zu dieser beeindruckend akkurat ausgeführten Kugelvase. Zu winzig als handliche Griffe sind die zwei seitlich knapp unter dem Dekorrand angebrachten Henkel ein verspielter Kniff, der an antike Formen erinnert, aber zugleich im Kontrast steht zur Strenge dieses Objektes. Die leicht abgeflachte Kugel ist gekonnt gedreht, die zurückhaltende mattgründe Engobe überzieht die Vase gleichmäßig. Der weiße Dekorrand mit schwarzen Akzenten um die Vasenöffnung erzeugt einen bewussten Kontrast. Hier ergibt sich dann die Möglichkeit zur Vierfarbigkeit, wobei abwechselnd das Ocker des Scherbens und das Grün hervortreten. Die Linien und Dreiecke erzeugen so einen präzisen, aber dynamischen Rhythmus.

Ulli Wittich-Großkurth wurde 1932 in Jena geboren, absolvierte ihre Töpferlehre und Meisterprüfung in der der Werkstatt von Walter Gebauer in Bürgel und besuchte die Fachschule für angewandte Kunst in Erfurt. Ab 1957 führte sie eine eigene Werkstatt in Jena. Sie gehört zu den bekannten Keramikkünstlern der DDR, die national und international Ausstellungen und Symposien bestritten.

Auf der Grundlage ihrer handwerklichen Ausbildung entwickelte Wittich-Großkurth ein eigenständiges und vielgesichtiges künstlerisches Werk, das die unterschiedlichen technischen Möglichkeiten des Werkstoffes Ton ideenreich nutzt, die Wurzeln der handgefertigten, traditionellen sowie funktionalen Gefäßkeramik erkennen lässt, jedoch einfallsreich darüber hinausgeht. Zu ihrem Werk gehören Gefäße und Plastiken ebenso wie baugebundene Keramik. Im Jahr 2023 schaute eine Ausstellung in Jena unter dem Titel „Ich wollte immer nur spielen“ auf ihr Lebenswerk zurück.

Ihre Experimentierfreude und die Beherrschung der technischen Feinheiten sind auch in dieser kleinen Vase, dem Objekt des Monats April zu erkennen. Strenge Form und Geometrie sind bestimmend und lassen doch Raum für eine Dynamik im sparsamen Dekor. Ab den 1970er Jahre werden ihrer Arbeiten zunehmend freier, filigraner und opulenter.

Diese Vase stammt aus der Schenkung von Frank Warmuth für die Sammlung des Fördervereins, zu der über 60 Einzelobjekte vieler namhafter Keramiker gehören wie z.B. Heiner Hans Körting, Gerda Körting, Jan Bontjes von Beek, Walter Gebauer. Dieses Konvolut stärkt weiter das Profil unserer Sammlung im Bereich der ostdeutschen Keramik. Darüber hinaus ist damit eine wichtige Künstlerin der ostdeutschen Keramikszene in unserer Sammlung vertreten.