Objekt des Monats Juni 2021
Teekanne und Schälchen
Gertraud Möhwald (1929-2002)
1970er Jahre
Teekanne H 11,5 cm L 27 cm Ø 16 cm
Teeschälchen H 7 cm Ø10,5 cm
Ton, ockerfarbener Scherben
frei gedreht, gebaut
weiße, halbtransparente Glasur
Spende von Maike und Udo Arndt an den Förderverein Ofen- und Keramikmuseen Velten e.V. im Oktober 2020
Die Teekanne mit den vier dazugehörigen Schälchen von Gertraud Möhwald aus den 1970er Jahren verdeutlichen ihren freien gestalterischen Umgang mit dem Werkstoff Ton, der auf der traditionellen Gefäßkeramik basierte, aber sich zunehmend zum plastischen Gestalten hinbewegte. Möhwald verstand sich umfassend als bildende Künstlerin und zog keine scharfe Grenze zwischen diesen beiden Bereichen.
Die frei gedrehten Schälchen verengen sich im unteren Teil konisch und münden in einem Standring. Die Teekanne dagegen beschränkt sich nicht derart schlicht und funktional. Sie wirkt etwas unhandlich und kantig mit ihrem angarnierten, breiten Henkelband und, an ein Öllämpchen erinnernd, tief angesetztem, nach vorn strebendem Ausgießer.
Doch obwohl die Teekanne so einen beinahe plastischen, skulpturalen Charakter gewinnt, setzt sie auch klare funktionale Akzente. So ist der scheibenförmige Deckel mit einer breiten Bandzarge versehen. Diese hält ihn sicher im auf den Korpus gebauten Ring. Darüber hinaus ist der Ausgießer an seiner Spitze gespalten, was das einfache tropffreie Einschenken des Tees ermöglicht. Formal ähnliche, aber variantenreiche Teeservices von Gertraud Möhwald aus dieser Zeit sind belegt. Erkennbar experimentierte sie mit der traditionellen Form dieses Klassikers des gedeckten Tischs. Ihre Entwicklung von der Gefäßkeramik hin zur figürlichen Plastik sowie der künstlerische Blick, der beides umfasst, ist hier bereits angedeutet.
Die renommierte Keramikkünstlerin, welche als Lehrende Generationen von Studierenden an der Burg Giebichenstein in Halle prägte, wurde 1929 in Dresden geboren und begann zunächst eine Ausbildung als Bildhauerin, bevor sie von 1950 bis 1964 Plastik und Keramik an der Burg studierte. Als Lehrende an der Burg Halle führte sie ihr Weg in den 1960er Jahren auch kurzzeitig nach Velten in die Grothe-Töpferei in der Luisenstraße, weil die Hochschule damals angebundene Werkstätten für ihre Studierenden suchte.