Objekt des Monats Mai 2023

Feldkachel mit weißer Schmelzglasur
eines Berliner Ofens aus Veltener Produktion
ehem. Standort: Altbau in der Breiten Straße, Velten   

vermtl. zwischen 1900 und 1920
Veltener Verbandsfabrik

Ton, heller Scherben | gepresst, glasiert
Maße:
H 21,00 cm | B 23,5 cm
Schenkung an den Förderverein Ofen- und Keramikmuseen Velten e.V.
Mitte Mai 2023 von Hendrik Hanke und seinem Vermieter Zimmermeister Anies

30 Jahre Kacheln auslegen | 30 Jahre Sortieren | 30 Jahre Auscouleuren |30 Jahre Lehmreste aus Kachelrümpfen klopfen | 30 Jahre Paletten bauen | 30 Jahre Wasserwaage bereitlegen | 30 Jahre Leiter bereitstellen | 30 Jahre Lehm anrühren |30 Jahre Ofensetzerbank aufstellen | 30 Jahre Haumesser ansetzen |30 Jahre Gasbeton sägen | 30 Jahre Ofenfüße positionieren | 30 Jahre Lehm mit Schmackes zwischen die Rümpfe werfen | 30 Jahre die erste Schicht setzen |30 Jahre Zwickeln | 30 Jahre Ofensetzermerkverslein zitieren | 30 Jahre Kachel für Kachel setzen | 30 Jahre Korrigieren | 30 Jahre Schwitzen |30 Jahre Muskelarbeit leisten | 30 Jahre Bekrönung aufsetzen …

Das Sammeln und Ausstellen von Kachelöfen erfordert eine Vielzahl einzelner Arbeitsschritte. Es ist oft schweißtreibend. Immer lernt man dabei Neues hinzu. Seit unser gemeinnütziger Förderverein 1992-1993 das historische Veltener Ofenmuseum zurückholte in die Stadt seiner Gründung im Jahre 1905 gehört der handwerkliche Umgang mit den Kacheln der vielgestaltigen Öfen untrennbar zur Museumsarbeit. Zahlreiche Fotos vom (Wieder-)Aufbau des Museums im Dachgeschoss der damals noch produzierenden, historischen Ofenfabrik A. Schmidt, Lehmann & Co. bezeugen dies. Nach wie vor ist auch nach gut 30 Jahren Vereinsgeschichte der Abbau und Aufbau der Kachelofen nicht wegzudenken aus dem Alltag des Museumsteams und der engagierten Fördervereinsmitglieder. Das Handwerkliche reiht sich ein in die umfangreichen kreativen, organisatorischen, historischen Tätigkeiten am Museumsstandort Velten. Denn die vereinseigene Sammlung wächst auch auf dem Gebiet der Kachelöfen beständig weiter und baut auf dem Urfundament der von Gustav Gericke angelegten Ofensammlung auf, welche eng verbunden war mit der Produktion in den knapp vierzig Veltener Ofenfabriken zu Hochzeiten der regionalen Industrie.
Ursprung und zugleich Symbol der Veltener Kachelofenindustrie – und damit auch der Museen Velten – ist die Kachel mit der weißen Schmelzglasur der Berliner Öfen, wie sie im 19. Jahrhundert vom Berliner Tonwarenfabrikanten Feilner entwickelt worden waren. Daran orientierte sich die Veltener Ofenindustrie und etablierte die Berliner Öfen als Massenprodukt vor allem auch für den Berliner Markt. Doch auch Veltener Wohnungen wurden selbstverständlich damit ausgestattet und geheizt. Das Objekt des Monats Mai stammt aus einem 1914 erbauten Veltener Haus, trägt den typischen Stempel der damaligen Verbandsfabriken und ist offenbar – das verriet der Aufbau im Inneren - auch einmal umgesetzt worden. Stilistisch ist der Ofen, den wir vor kurzem abbauen konnten, ebenso typisch für die Berliner Öfen ab dieser Zeit - teilweise auch bereits ohne Krone, aber mit Wärmeröhre. Wir freuen uns, dieses Exemplar in die Sammlung aufnehmen zu können, denn er ist auch symbolische Brücke zwischen den Museumsanfängen und der Vereinsarbeit heute.