Objekte des Monats April 2020


Teekanne im Umdruck-Dekor mit zwei Teeschalen
Martin Möhwald
Teekanne H: 13,5 cm, B: 17 cm, Ø: 10 cm [Inventar-Nr. 006/2354]
Teeschalen H: 3,5 cm, Ø: 7,5 cm [Inventar-Nr. 006/2356a u. 006/2356b]
Ton, hellbrauner Scherben | gedreht | Umdruck-Dekor

Ankauf durch unseren Förderverein im März 2020

Eine Kanne als Dekor auf einer Teekanne. Auf den allerersten Blick ein naheliegender Einfall. Zu naheliegend und ohne besonderen Charme vielleicht? Jedoch das Fragmentarische, die Ästhetik der Papierschnipsel sowie der Schwarzweißkopie, wie Martin Möhwald sie hier auf eine fast ovale, handliche und in sich geschlossene Form aufbringt, übt durch eben diesen Kontrast einen besonderen Reiz aus. Die Schrift, eigentlich mehr grafisches Element, gibt außerdem einen wichtigen Hinweis und schafft einen historischen Bezug, der diese Objekte und ihren Schöpfer verortet.

Die papierne Vorlage stammt aus einem Plakat des Staatlichen Kunsthandels der DDR zu einer Sonderausstellung anlässlich Hedwig Bollhagens 80. Geburtstag im Jahr 1987. Der 1954 in Halle an der Saale geborene Möhwald absolvierte seine Berufsausbildung als Scheibentöpfer von 1970 - 1972 in ihrer Werkstatt in Marwitz und arbeitet dort anschließend als Geselle.

In der Umdrucktechnik werden mittels einer Farbemulsion und einer Engobe grafische und typografische Elemente auf die lederharte Keramik aufgebracht. Bei der abgebildeten Kanne handelt es sich um die Kaffeekanne der Form 1065A, die 1945 entwickelt wurde, mit dem Tauchpunkt-Dekor (gelb in der Vorlage), welches 1984 von HB entworfen wurde. Das Punktdekor schafft hier eine Referenz. Die charakteristische Möhwaldkanne in ihrer Form bleibt erkennbar und prägnant.

Der Maler und Grafiker Rüdiger Giebler, selbst aus Halle/Saale, beschreibt die Möhwaldkanne als ein Sehnsuchtsobjekt, welches in der Welt verstreute Hallenser verbindet: „[E]einige benutzen in ihrer Einsamkeit die leere Möhwaldkanne als Telefon, so wie man in der Muschel die Brandung der Südsee rauschen hört, so stecken sie sich die Tülle ins Ohr, um uns hier zu hören.“

Charmant ist, wie das Pünktchendekor verkleinert und in einem visuellen Echo die kleinen Teeschalen fast komplett einkleidet, jedoch mit den typischen Rissen zwischen den Fragmenten.