Objekt des Monats Dezember 2021
Kohle-Skulptur (Zechenfigur) Heilige Barbara
Schnitzer: unbekannter Bergmann/Kumpel, unsigniert
Vermutlich 2. Hälfte 20. Jahrhundert
Maße: H 30 cm | Sockel 13 cm x 10 cm
Steinkohle
Schenkung von Maike und Udo Arndt, Berlin
Die aufrechtstehende Figur der Heiligen Barbara erscheint gleichsam aus dem Kohlenflöz, das den hinteren Abschluss der Skulptur bildet. Zu ihren Füßen ist ein arbeitender Kumpel in gebückter Haltung mit Bohrhammer zu sehen, der sich durch einen Stollen arbeitet.
Die Barbarafigur, der Bergmann, der angedeutete Stollenschacht sind poliert. Die Heilige Barbara trägt die Attribute der Heiligen: Krone, Kelch und Schwert. Der sonst bei Barbaradarstellungen übliche Turm fehlt.
Die Heilige Barbara ist unter anderem als Schutzpatronin der Bergleute, weshalb sie in Gruben und Zechen und dazugehörigen Kapellen zu finden ist. Schon im späten Mittelalter wurde sie von Bergleuten in Sachsen, Schlesien und Böhmen verehrt. Barbara-Andachten wurden häufig zu Beginn einer Schicht gehalten, um die Patronin um eine sichere Schicht zu bitten.
Bei Schlagwettern, Sprengungen und Erdrutschen kam es nicht selten zu Unfällen und dem Tod der Bergleute, insbesondere unter Tage.
Die Heilige Barbara wird sowohl im Stein- als auch im Braunkohlenbergbau von Bergleuten beider christlicher Konfessionen verehrt.
Gedenktag der Heiligen Barbara ist der 4. Dezember. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden am 4. Dezember Kirschbaumzweige, sogenannte Barbarazweige geschnitten, die dann am Heiligen Abend erblühen.
Der Legende nach wurde Barbara von ihrem Vater vergeblich in einen Turm gesperrt, um zu verhindern, dass sie Christin wurde. Sie konnte fliehen und versteckte sich zwischen Felsen, wurde aber von einem Hirten verraten, gefangen genommen und von ihrem Vater enthauptet.
Der Kelch steht symbolisch für die Darreichung der Sterbesakramente durch einen Engel.
Daraus leitet sich ihr Patronat der Bergleute ab, von denen sie zum Schutz vor jähem Tod ohne Empfang der Sterbesakramente angerufen wird.
Die Skulptur ist als Werk der Volkskunst einzuordnen und gehört in den Rahmen von Kunstwerken, die von bestimmten Berufsgruppen, hier Bergleuten, in ihrer Freizeit zur Verehrung der Dargestellten oder als Geschenk hergestellt wurden.
Wenngleich aus Steinkohle, steht sie durch ihre enge Verbindung mit der Kohle im Zusammenhang mit dem diesjährigen Thema „Kultur mit Feuer“ im Rahmen von Kulturland Brandenburg unter dem Motto „Zukunft der Vergangenheit - Industriekultur in Brandenburg“.
Die Ofen- und Keramikmuseen beleuchten in ihren Ausstellungen sowohl die Industriegeschichte Veltens als Ofenstadt wie auch der Lausitz, wo seit Ende des 19. Jahrhunderts enorme Mengen (Braun-) Kohle unter anderem als Heizmaterial für die Veltener Kachelöfen abgebaut wurden.