Objekt des Monats April & Mai 2021

Teeservice
Entwurf: Werner Burri 
Dekor: Dec F 324, Hedwig Bollhagen

Ausführung: Steingutfabriken Velten-Vordamm, 1928-1931

Steingut, roter Scherben | Fayence | gegossen und eingedreht

Teekanne: H 16cm/20cm mit Deckel B 27cm Ø 20cm, Gießmarke 252
Teetasse: H 4cm Ø10cm
Untertasse: H 1,5cm Ø 13cm
Teller: H 2cm Ø 18cm
Zuckerdose: H 5cm/8,5cm mit Deckel Ø10,5cm
Sahnegießer: H 5cm B 15cm Ø 11,5cm

Schenkung von Dr. Dieter Jung aus Österreich, Ende März 2021

Das Teeservice als Gesamtensemble, aber auch die Einzelobjekte mit den unterseitigen Marken, sind hervorragende Beispiele für das Arbeitsprinzip in den Steingutfabriken Velten-Vordamm, künstlerisches Schaffen zu koppeln mit industrieller Serienproduktion.

Der Formenentwurf des namhaften Bauhauskeramikers Werner Burri wiederholt markante Elemente seiner anderen Geschirrformen und ist geprägt durch eine praktische, auf Grundformen reduzierbare Gestalt. Die große Teekanne allerdings wirkt mit dem geschwungenen Ausgießer und dem Henkel, die beide am gedrungenen Korpus ansetzen, experimentierfreudiger. Dieser Korpus ist nach oben konisch verlängert und schließt ab mit dem Deckel, welcher einen umgekehrt konischen Knauf besitzt, wie auch die Zuckerdose. Abgeschnittene konische Zylinder und Halbkugeln prägen formal dieses Service wie auch andere bekannte Dosen- und Kannenformen von Burri.

Die Schablonenmarke mit der stilisierten Velten-Vordamm Blüte und dem „W“ auf der Kanne und den Untertassen weist das Service zweifelsfrei als eine Arbeit des in der Schweiz geborenen Burris aus, der 1928 in Nachfolge von Theodor Bogler Leiter der Modell- und Formenwerkstatt in Hermann Harkorts Betrieb wurde,  nach dessen Schließung in seine Heimat zurückkehrte und später zwischen 1934-1939 zeitweise mit Hedwig Bollhagen in ihrer eigenen Werkstatt zusammenarbeitete.

Bollhagens und Burris Wege kreuzten sich bei Velten-Vordamm zum ersten Mal. Die unterseitige Schablonenmarke auf den Tellern trägt statt des „Ws“ das Kürzel „HB“ – ein Hinweis darauf, dass der Entwurf für das Dekor mit der Nummer F 324 von ihr stammt. Stilistisch ähnelt dieses Dekor den Pflanzen und Blüten, wie Hedwig Bollhagen sie in den frühen Jahren in ihrer eigenen Werkstatt für Geschirrdekore verwendete.