Objekt des Monats August 2021
Schwarze Servierschale von Gretel Schulte-Hostedde mit Ritzdekor entworfen von Charles Crodel
Hedwig Bollhagen Werkstätten für Keramik Marwitz
Entwurf: 1940er Jahre
Maße: H 14 cm | B 26 cm | L 24 cm
Steingut, gebaut
schwarz Engobe, Ritzdekor, transparente Glasur
Schenkung von Christel Matysiak im November 2020
Inventar-Nr. 006/2992
Ein einfaches Gitternetz? Oder eventuell sogar eine schwarz-weiße Variante des bekannten blauweißen „Bienchendekors“ des in Marseille geborenen Malers Charles Crodel? Man mag letzteres vermuten, wenn man mit den Dekoren auf Hedwig Bollhagens Keramiken und mit unserer Ausstellung im Hedwig Bollhagen Museum vertraut ist. Denn dort begegnen den Besuchern zwei Objekte, die das 1946 von Crodel entworfene Dekor mit der internen Nummer 159 tragen: eine taillierte Vase sowie eine fast übergroße, imposante Kaffeekanne. Der Spitzname des Dekors rührt daher, dass die Linien an den Knotenpunkten sich dergestalt kreuzen und verdicken, dass es scheint, als würden blaue Bienen in Formation über die Keramik schwärmen. Die Dekorverwandschaft zum Objekt des Monats, einer Schale der Keramikerin Gretel Schulte-Hostedde, ist unverkennbar. Ja, auch dieses Dekor stammt von Charles Crodel, welcher zwischen 1935 und 1973 in mehreren Etappen eine enge, experimentierfreudige Zusammenarbeit mit Hedwig Bollhagen und ihren Werkstätten entwickelte.
Die Schale versetzt uns also zurück in das Anfangsjahrzehnt der HB-Werkstätten in Marwitz und unterstreicht in zweifacher Hinsicht, wie einflussreich auch andere Keramiker und Künstler auf das Profil der Bollhagen-Keramiken waren, sowohl in der Serie als auch bei Einzelformen. Die in Serie produzierte Schale entwarf die Bildhauerin und Keramikerin Gretel Schulte-Hostedde, welche Anfang der 1940er Jahre in Berlin wohnte und mit HB zusammenarbeite. Nach dem Krieg war sie dann freie Mitarbeiterin der Staatlichen Majolika-Manufaktur in Karlsruhe. Neben dieser Serienform stellte sich auch Einzelstücke her. Die Sgraffitotechnik in Engobe, dann transparent glasiert, wurde damals eine bevorzugte Arbeitsweise Crodels. In den HB-Werkstätten kreuzten sich die Viten zahlreicher Künstler, welche jeweils ihre Spuren hinterließen. In dieser HB-Schale begegnen sich beispielhaft Schulte-Hostedde und Crodel.