Objekt des Monats März 2022
„13 Espressi“ - Set von 13 Espressotassen mit Serviertablett

Prof.in Dr. Kerstin Abraham, 2015/2019
schwarz/weiß
Steingut, Fayence, Engobe und „Sgraffito“-Ritztechnik

Formen der HB-Werkstätten Marwitz (Form Nr. 561)
Mokka-Tasse: H 4,00 cm  | Ø 7,5 cm
Tablett: H 2,00 cm  | Ø 34 cm

Dekor: Einzelstücke gestaltet von Kerstin Abraham

Geschenk von Kerstin Abraham an den Förderverein im Februar 2020
Inventar-Nr. 006/2329 a-n

Ein kongenialeres - und zugleich bestechend einfaches Farbspiel - wird es für ein Espresso-Service kaum geben. Dieser fundamentale Kontrast weckt auch ohne jegliche Zwischentöne oder Grauzonen eine ganze Reihe von Assoziationen: Schwarz oder mit Milch? Tag oder Nacht? Frühlingsmüde oder hellwach? Die zurückhaltende Farbgebung passt ebenso zur schnörkellosen, praktischen Tassenform und dem Tablett aus den HB-Werkstätten. Kerstin Abraham erkundet die Tassen als Malgrund – im Gegensatz zu den üblicherweise geometrisch konstruierten Dekoren HBs – und versieht jede einzelne Tasse mit einem Objekt, einer Szene. Diese sind teils skizzenhaft und schematisch ausgeführt.

Dabei führt sie aber die Idee des „Schwarz/Weiß“ noch weiter, spielt mit dem Gegensatz von Glück-Unglück und mit der Numerologie in Anlehnung an das Märchen von Dornröschen, deren Unglück der Schlaffluch war, den die 13. ausgeladene Fee über sie und das gesamte Schloss aussprach. Die Mokka-Tasse, die in diesem Service „zuviel“ ist – die dreizehnte – fällt aus der Reihe. Mit dem schwarzen Grundton rüttelt sie an der eintönigen, ruhigen Symmetrie der zwölf weißen Tassen: Sie weckt auf! Sie läutet einen Wechsel – ja vielleicht sogar den Frühling ein.

Kerstin Abraham meint dazu: „Bei mir ist es die 13. Tasse, die das Tablett erst füllt. Sie ist von einem Schatten umgeben, und der Schlaf ist eine wohlige Sattheit oder träge Frühlingsmüdigkeit, die vertrieben werden kann. Für das Erwachen in Adoleszenz: Kaffee! Kaffee!“

Kerstin Abraham ist Professorin für freie Kunst und Keramik an der Muthesius Kunsthochschule Kiel. Sie betreute von Kieler Seite das Kooperationsprojekt zwischen unseren Museen und Studenten der Hochschule, das im November seinen Höhepunkt fand in unserer faszinierenden Doppelausstellung „Disappearance & Reconstruction“/“Umsonst & Draußen“.